Eine blaßblaue Frauenschrift
by Franz Werfel 2021-05-31 19:52:31
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Leonidas, mit Amelie Paradini aus einer der reichsten Wiener Familien verm hlt und Sektionschef im sterreichischen Unterrichtsministerium, erh lt im Oktober 1936, wenige Tage nach seinem f nfzigsten Geburtstag, einen privaten Brief in bla blauer Fra... Read more
Leonidas, mit Amelie Paradini aus einer der reichsten Wiener Familien verm hlt und Sektionschef im sterreichischen Unterrichtsministerium, erh lt im Oktober 1936, wenige Tage nach seinem f nfzigsten Geburtstag, einen privaten Brief in bla blauer Frauenschrift. Darin bittet ihn die J din Vera Wormser, mit der ihn vor achtzehn Jahren, gleich zu Beginn seiner Ehe, w hrend einer Dienstreise nach Heidelberg ein Liebesverh ltnis verbunden hat, um Protektion f r einen "jungen begabten Mann". Dieser m sse Deutschland "aus den allgemein bekannten Gr nden" verlassen und k nne seine Gymnasialstudien dort nicht fortsetzen. F r Leonidas, einen der rangh chsten Beamten sterreichs, dessen "volle Souver nit t" Hitler-Deutschland im Juli-Abkommen 1936 nur formal anerkannt hat, bricht eine Welt zusammen.

Axel Corti hat die "Bla blaue Frauenschrift" 1983 historisch detailgetreu verfilmt. Matthias Pape (Technische Hochschule Aachen) zeigt in seinem Kommentar, da die Psyche von Leonidas eine Parabel f r die Historie des Jahres 1936 ist. Werfel hat mit der Novelle, die erin der Kolonie emigrierter deutscher und sterreichischer Schriftsteller im s dfranz sischen Sanary-sur-Mer im Jahr 1940 verfasst hat, die tieferen Gr nde f r den Untergang des von Bundeskanzler Dollfu errichteten St ndestaats im kulturellen Ged chtnis sterreichs festschreiben wollen. Wilhelm Brauneder (Universit t Wien) kommentiert die literarische Widerspiegelung der verfassungsrechtlichen Gestalt des "Christlichen St ndestaats" (1934-1938). Kein anderes dichterisches Kunstwerk hat dieses Verfassungsgebilde sozialpsychologisch vergleichbar eingehend erfa t wie Werfels knappe Novelle.

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  • ISBN
  • 9783110283174
Franz Werfel was one of Austria’s most renowned writers at the end of the 1920s. In the 1930s, however, the humanist, anti-genocide stance he expressed in works such as The Forty Days of Musa Dagh, ...
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