Pornographie als 'mal de siècle' - Literarische Inszenierungsstrategien bei Michel Houellebecq und Virginie Despentes
by Larissa Neuefeind 2021-02-25 01:11:23
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Examensarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Romanistik - Französisch - Literatur, Note: 2,0, Universität Stuttgart (Institut für Romanische Literaturen I), 54 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Michel Houellebecqs Roma... Read more

Examensarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Romanistik - Französisch - Literatur, Note: 2,0, Universität Stuttgart (Institut für Romanische Literaturen I), 54 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Michel Houellebecqs Roman Les Particules élémentaires und Virginie Despentes Werk Baise-moi wurden beide in einem Abstand von nur vier Jahren publiziert. Obwohl die Inhalte divergieren, weisen die zwei Bücher eklatante Analogien auf. Beide Schriftsteller generieren durch ihre Erzählungen Tabubrüche, wie sie die Welt bis dahin schon lange nicht mehr gesehen hatte und das, nachdem eines der gängigsten Vorurteile besagte, es gebe keine Hemmschwellen mehr. Diese provozierende Art der écriture wird vor allem in der Inszenierung von Sexualität sichtbar. Die zeitliche Nähe ihrer Publikationen sowie die ihnen gemeinsame durch Desillusionismus geprägte Darstellung von Geschlechtlichkeit lassen daher Rückschlüsse auf ein ähnliches Understatement zu: Es handelt sich hier anscheinend um eine Anklage der Autoren an eine Gesellschaft, die durch Massenkonsum geprägt ist und für die im Laufe der Zeit Werte und Normen irrelevant wurden. Die Bezeichnung 'Gesellschaft' erscheint dabei wie ein Paradoxon, denn die beiden Schriftsteller konstatieren in ihren Werken, dass die Menschen zu singulären, ignoranten Individuen degeneriert sind, die außer sich selbst niemanden im Raum mehr registrieren. Doch wie kam es zu einer für die Autoren offenbar unisono negativen Evolution der Gesellschaft? Houellebecq führt dieses Thema in seinem Roman deutlich aus: Für ihn ist die sexuelle Libertinage der 'achtundsechziger Revolution' als Ursache für die Unerträglichkeit des Seins, für den ennui und den Hass der heutigen Bevölkerung zu sehen. Für Despentes wird der Rückschluss auf die sexuelle Liberalisierung durch den Meta-Text evident, obgleich dieser nicht, wie bei Houellebecq, explizit ausformuliert wird. Demnach scheinen diese Autoren der Gesellschaft mittels einer pornographischen Inszenierung ihren Überdruss am Leben und damit an dieser Welt, das heißt ihren mal de siècle, zu signalisieren. Durch die literarische Verarbeitung ihres Weltschmerzes unternehmen die Schriftsteller schließlich den Versuch, den perfiden Menschen einen Spiegel vorzuhalten, um ihnen so den Verfall der Werte und Normen vorzuführen.

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  • ISBN
  • January 15, 2016
  • Deutsch
  • 3fb5152d-c6f1-421d-b98c-300039930930
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