Die Bibliothek meines Oheims
Die Bibliothek meines Oheims
By Rodolphe Töpffer
17 Jun, 2019
Excerpt........Ich habe Leute kennen gelernt, die an der Schwelle des väterlichen Kramladens groß geworden sind. Dieselben hatten sich in dieser Lebensweise eine gewisse praktische Menschenkenntniß erworben, und so eine Art spießbürgerlichen Sin
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Excerpt........Ich habe Leute kennen gelernt, die an der Schwelle des väterlichen Kramladens groß geworden sind. Dieselben hatten sich in dieser Lebensweise eine gewisse praktische Menschenkenntniß erworben, und so eine Art spießbürgerlichen Sinn, einen Philistergeschmack, eine Gewöhnlichkeit der Ansichten bei kleinstädtischer Engherzigkeit und Vorurtheilen. Man machte sie zu Advokaten, Beamten, und jeder übertrug denn von seiner Ladenschwelle weg gute oder schlechte Eindrücke, die sich nie verwischten, in diese seine Wirkungskreise.
Andere saßen dieselbe Lebenszeit, ich will sagen etwa ums funfzehnte Jahr, in einem einsamen Kämmerlein unterm Dache, über stillem Hofe. Die wurden nachdenkliche Leute, und – wie wenig sie mit den Straßenneuigkeiten bekannt waren – ein kleiner Kreis von Nachbarn genügte ihnen, reiche Beobachtungen über diese für sich anzustellen. Sie erwarben sich eine zwar minder ausgebreitete, dafür aber desto innerlichere Menschenkenntniß. Wie manche Zeit verbrachten sie, fern von jeder Zerstreuung, mit sich selbst, während jene Ersteren auf ihrer Ladenschwelle immer von neuen Gegenständen angezogen wurden und so weder Zeit noch Lust bekamen, eine Bekanntschaft ihres eigenen Innern zu machen. Ob Advokat oder Minister, muß nicht der Mann aus dem Dachstübchen andere Weisen haben, als der von Vaters Thüre! Less